Große Rotweine aus Deutschland - Eine Entdeckung
In Deutschland Entdeckungen zu machen die einen erfahrenen Weintrinker überraschen wird inzwischen zunehmend schwierig. Eine große und beeindruckende Überraschung war für mich dieses Jahr das Weingut von Gaby und Jens Heinemeyer. Blind eingeschenkt begeisterte mich ein Rotwein ob seiner Klarheit, seiner Finesse und dieser absolut faszinierenden rauchig, schiefrigen Art. Als aufgelöst wurde, war ich zwar bei Pinot Noir, die Herkunft blieb mir aber zunächst ein Rätsel: Es handelte sich um den PHYLLIT Pinot Noir der Heinemeyers aus dem Rheingau.
Die Weine stehen in den besten Lagen Assmannshausens in schwindelerregenden Schiefersteillagen. Diese Tatsache führt auch dazu, dass mich diese Weine sofort gepackt haben, findet man doch eine absolute Leichtigkeit in ihnen und gleichzeitig Tiefgang, Struktur und Kraft. Hier in diesen Lagen ist alles Handarbeit, seit 2013 ökologisch zertifiziert.
Die vollreifen Pinot Trauben werden abgeerntet, entrappt und anschließend für 14 Tage offen in Behältern vergoren. Nun gelangen die Weine auf die Kelter und anschließend, Parzelle für Parzelle zunächst in den Tank, hier erfolgt ein Fassabzug. Anschließend kommen die Weine in Holzfässer wo sie insgesamt weitere zwei mal vom Trub abgezogen werden. Nach zwei Jahren erfolgt die Abfüllung ohne Filtration. Hier folgt man dem Ansatz des möglichst geringen Eingreifens in die Entwicklung eines Weins. Der Wein wird begleitet, nicht gemacht. Grundvoraussetzung für eine solche Arbeitsweise ist die absolut akribische und aufwändige Handarbeit im Weinberg, gepaart mit größter Sorgfalt im Weinkeller.
Der Wein kommt direkt aus der Flasche - ohne Luft, ins Glas: Sofort bemerke ich eine noch sehr zurückhaltend kräutrig-kirschige Aromatik. Hier wird Luft benötigt, der Wein darf sich zum entfalten für einige Stunden im Dekanter ausruhen.
Neuer Schluck: Jetzt passiert schon viel mehr: Erneut blitzsaubere Schwarzkirsche, dazu geschmorte Pflaume, Johannisbeere, Zitronenthymian, auch etwas Zitronenmelisse, mit noch mehr Luft auch erdig-balsamische Eindrücke.
Bereitet hier schon das Riechen große Freude, so ist der Trinkgenuss die große Oper: Der Mund wird sofort von purer Saftigkeit, ausgekleidet, hier kommt auch wieder wunderbar die Kirsche und die rotbeerige Seite mit ihrer, dem Wein Feinheit gebenden Säure zum Vorschein. Die Tannine sind aufgrund der Jugend des Weines durchaus präsent, mittelkörnig und werden mit Luft und weiterer Reife geschliffener und runder.
Nach dem für sich stehenden 2017er Phyllit, ist der Jahrgang 2019 für mich sogar noch eine Stufe darüber - Chapeau!